Eine der schönsten Straßenbahnstrecken Frankfurts ist die alte
Gleistrasse nach Bergen. Diese Verlängerung des Streckennetzes zum
seinerzeit noch eigenständigen Bergen, nordöstlich von Frankfurt
gelegen, wurde am 15.10.1913 in Betrieb genommen, nachdem zuvor nur
bis zur Lahmeyerstraße im Riederwald gefahren wurde.
Bis in die 80er Jahre fuhr die Linie 20, von Bornheim kommend,
Bergen an. Später, als die Linie 12 ihre
Durchmesserfunktion aufgrund der Eröffnung des C-Tunnels durch die
Innenstadt verlor, fuhr sie, bislang am Prüfling endend, bis Bergen
und ersetzte die 20. Im Februar 1992 wurde der Linienverkehr eingestellt, da
die Verlängerung der C-Strecke nach Enkheim den Umbau der Gleisanlagen
auf der Borsigallee erforderte.
Der stillgelegte Streckenabschnitt beginnt an
der Einmündung der Gwinnerstraße auf die Borsigallee zwischen Riederwald,
Fechenheim und Enkheim. 1952 und 1957 wurde von dieser Stelle
aus eine Verlängerung zum nunmehr zu Frankfurt gehörenden
Enkheim gebaut.
Im Gegensatz zu vielen stillgelegten Abschnitten im Frankfurter Gleisnetz,
die zurückgebaut oder überteert wurden, waren die Schienen zwischen
Borsigallee und Bergen noch 20 Jahre fast vollständig erhalten - und liegen nun
unter der Asphaltdecke eines Fußwegs durch das Naherholungsgebiet zwischen Seckbach und Bergen.
Links wartet P-Tw 695 auf die Durchfahrt der Weiche aus der Gwinnerstraße
kommend auf die Borsigallee. Am rechten Bildrand sieht man den selten genutzen Abzweig in
Richtung Enkheim. Zweigleisig ist die Verbindung in Richtung Riederwald.
Nebenbei bemerkt: Hier sieht man auch den ursprünglichen
Zustand der P-Wagen: ohne Klappstufen! Auf dem Bild rechts
sieht man den heutigen Zustand des Abzweigs: Die Schienen sind entfernt.
Die beiden netten jungen Herren, die ich verfremdet habe, kamen übrigens einige
Minuten später mit einem "Konkret, Alder!" auf mich zu
und fragten mich in einem mir nicht ganz geheuren Tonfall, warum ich sie
denn fotografiert habe. Es hat mich einige Minuten und viel Überzeugungskraft
gekostet, ihnen klarzumachen, daß ich die Straßenbahngleise fotografiert
habe. Man lebt schon nicht ungefährlich als Tramfreak.
Ab der Einmündung der Gelastraße liegen die beiden
Fahrspuren der Straße auf unterschiedlichem
Niveau. Die beiden Gleise der Straßenbahn liegen an der höher
gelegenen Spur Richtung Norden. Auf dem Foto links sehen wir P-Tw 706 im März 1991 in
Richtung Konstablerwache auf Linie 12. Heute bieten sich dem Spaziergänger
Impressionen einer Betriebsbereitschaft, die nur durch die fehlenden
Oberleitungen und das Grün, das neben den Schienen entstanden ist,
getrübt wird - und natürlich durch die Autos,
die, ausnahmsweise nicht hinderlich, die Schienen blockieren.
Der sichtbare Abschnitt der Schienen endet an der heutigen Omnibushaltestelle
Leonhardsgasse. Ab hier verlief die Strecke idyllisch durch das
Seckbacher Ried. Vor rund zehn Jahren, als diese Aufnahmen entstanden, lohnte sich ein Spaziergang über die seinerzeit noch sichtbaren
Gleise. Die Natur hatte hier ihr Revier zurückerobert und
ließ allsommerlich Grün durch die Schwellen sprießen. Heute verläuft hier ein asphaltierter Weg.
Der Bitzweg kreuzt die Trasse nach einigen Minuten Fußweg. Links wartet P-Tw 707 1991 an der Haltestelle
stadteinwärts. Die Haltestelle in Gegenrichtung ließ im Jahr 1999 kaum noch
vermuten, daß hier bis vor einigen Jahren eine Tram hielt.
Streuobstwiesen und Kleingärten säumen die Strecke zwischen Bitzweg und dem Bebauungsrand
von Bergen und boten dem Fahrgast einen malerischen Anblick. Hier P-Tw 697 im April 1991.
Erst an der Wilhelmshöher Straße, die, von Seckbach kommend,
die alte Trasse kreuzt, endete der 1999 theoretisch noch befahrbare
Teil der Strecke. Ab hier waren die Gleise damals schon überteert bzw. zurückgebaut. Hier
befand sich die Haltestelle Wilhelmshöher Straße, die 1999 kaum noch im Dickicht auszumachen war.
Heute ist dieser Abschnitt in seiner ganzen Breite für Fußgänger freigegeben. Links ist P-Tw 714
im September 1991, kurz vor der Einstellung des Betriebs, auf der Strecke zu sehen.
Noch vor zehn Jahren, fast ebensolange nach der Einstellung des Betriebs, säumten die zurückgebauten Schwellen den Rand des asphaltierten Weges.